Aquileja

Aquileja
Aquileja,
 
italienisch Aquileia, Gemeinde in der italienischen Provinz Udine, Region Friaul = Julisch-Venetien, im Isonzodelta, 9 km von der Adria entfernt, 3 300 Einwohner.
 
 
Antike Baureste (u. a. römischer Grabbezirk; Funde im archäologischen Museum). Der Dom, eine dreischiffige Basilika (Neubau des 11. Jahrhunderts auf frühchristliche Vorgängerbauten; Umbau im 14./15. Jahrhundert) mit Vorhalle (9. Jahrhundert, zum Teil mit antiken Säulen; durch die Chiesa dei Pagani mit dem Baptisterium, wohl 5./6. Jahrhundert, verbunden) und freistehendem Glockenturm (11.-14. Jahrhundert), birgt eine mit romanischen Fresken (13. Jahrhundert) geschmückte Krypta (9. Jahrhundert), ein Apsisfresko (11. Jahrhundert) sowie umfangreiche Reste freigelegter frühchristlicher Mosaikböden des 4. Jahrhunderts (v. a. die 700 m2 große Mosaikfläche im Mittelschiff mit ornamentalen Motiven und allegorischen Darstellungen). Die UNESCO erklärte die archäologischen Fundstätten und den Dom zum Weltkulturerbe. - Im Vorort Monastero das Museo Paleocristiano (v. a. frühchristliche Mosaiken aus der ehemaligen Basilika von Monastero).
 
 
Aquileja, 181 v. Chr. als römische Kolonie gegründet, war in der Kaiserzeit eine der größten Städte Italiens, mit Handelsbeziehungen zu Nordeuropa und Vorderasien. 452 wurde es von Attila zerstört, die Bevölkerung floh in die Lagunen. Mitte des 6. Jahrhunderts wurde Aquileja (seit dem 3. Jahrhundert Bischofssitz) Sitz eines Patriarchen, der beim Langobardeneinfall 568 nach Grado übersiedelte. Die langobardischen Suffragane in Aquileja wählten einen eigenen Metropoliten; so entstand das zunächst (bis etwa 700) schismatische Patriarchat Altaquileja, während das uniert byzantinische Grado sich Neuaquileja nannte; beide Patriarchate wurden 1180 vom Papst anerkannt. 1420 kam die Stadt, die im Mittelalter Ạglei, Agleia und Ạglar genannt wurde, an Venedig, das nun den Handelsverkehr übernahm, während das durch zunehmende Versumpfung gefährdete Aquileja seine Bedeutung verlor. - Das Patriarchat Altaquileja (mit Sitz in Cormons, seit etwa 737 in Cividale del Friuli, seit 1238 in Udine) war als Grenzbastion für die kaiserliche Italienpolitik von großer Bedeutung; zu seinem weltlichen Machtbereich gehörten Friaul und zeitweise Istrien und Krain. 1445 verzichtete der Patriarch offiziell auf seine weltliche Herrschaft. 1751 wurde das Patriarchat von Papst Benedikt XIV. aufgelöst; aus dem Gebiet entstanden die Erzbistümer Udine für das venezianische und Görz für das österreichische Friaul. - Der Patriarchentitel von Neuaquileja wurde 1451 von Grado nach Venedig übertragen.
 
 
H. Schmidinger: Patriarch u. Landesherr (Graz 1954);
 H. Kähler: Die spätantiken Bauten unter dem Dom von Aquileia u. ihre Stellung innerhalb der Gesch. des frühchristl. Kirchenbaues (1957);
 G. Bovini: Le antichità cristiane di Aquileia (Bologna 1972);
 G. Brusin: Führer durch Aquileia (a. d. Ital., 141978).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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